Als ich jüngst eine asiatische Metropole nach der anderen mit meiner Anwesenheit langweilte, kaufte ich mir zwischendrin auf einem Flughafen ein Herrenpflegeset, weil der Herr sich ein wenig ungepflegt fühlte. Darin war auch ein erstaunliches Produkt, das nicht der hauptsächliche Kaufgrund war, aber ob erwachender Neugier die Entscheidung positiv beeinflusste: Der L’Oreal men expert Hydra Energetic Eye Roll-On zum Wegmachen von Augenringen. Quasi der Tintenkiller des Business Punks.
Ich bin durchaus für hochspezialisierte Pflegeprodukte. Ab einem gewissen Alter wird auch aus dem spöttischsten Verweigerer ein Metrosexueller, der die Uhr ticken und die Haut bröckeln hört. Aber bei diesem Augenringewegmacher habe ich mir selbst im Spätsommer meines Lebens gedacht: So ein Blödsinn. Sind Augenringe wirklich eine Geißel der Menschheit, oder zumindest der Männlichkeit? Galten sie nicht einmal sogar als Insignien von sehr kurz zurückliegendem Draufgängertum und allgemeiner Teufelskerligkeit? Trug man sie nicht wie Medaillen im Gesicht? Sollte es nicht eher einen Augenringeaufmalstift geben für Streber, die jeden Abend früh zu Bett gehen und dann in der Schule gehänselt werden, von den coolen Augenringe-Kids?
Nein, das wäre ja albern. Ich habe also diesen Augenringewegmachstift ausprobiert, und ich muss sagen: Respekt. Man fühlt sich für eine knappe Sekunde untenrum erfrischt. Denselben Effekt hat man, wenn man den kleinen Finger mit kaltem Wasser benetzt und sich das Zeug unter die Augen reibt. Die kosmetische Wirkung dürfte ebenfalls dieselbe sein: Wenn man ein wenig mit der Lichtdramaturgie spielt, nicht genau hinsieht und fest daran glaubt, könnte man meinen, dass die Augenringe einen Tick zurückgegangen sind. Verlässlicher gegen Augenringe ist aber die klassische Methode:(Mit im Bild: Der Strand bei Shimoda, Nebensaison.)
Wo wir gerade bei Männer-Themen sind – dieses Magazin ist für mich freilich Pflichtlektüre seit ein paar Jahren:Lachen Sie nicht. Obwohl: Mit 37 habe ich auch noch gelacht, da habe ich damit nichts anfangen können. Es ist nämlich für Männer ab 37 1/2:
Japaner nehmen es eben gerne genau, eine ihrer liebenswertesten Eigenschaften. Wie beim Bahnwagon, der in diesem Abschnitt hält: Um 7:30 für Männer okay, um 7:31 kein Problem, aber ab 7:32 nur für Damen.
Diese exakte Angabe ist natürlich einzig und allein darin begründet, dass Fahrplanabfahrtzeiten in Japan verlässliche Angaben und nicht bloß Fantasy-Lektüre sind.
Unlängst machte die Deutsche Bahn stolz ihre Verspätungsstatistik bekannt und gluckste, dass man jetzt schwarz auf weiß habe, dass fast immer fast alle Züge fast pünktlich seien. Um das ansatzweise nachvollziehen zu können, muss man das Kleingedruckte lesen: In Deutschland gilt eine Verspätung von sechs Minuten noch nicht als Verspätung, sondern als auf den Punkt pünktlich. Teilnehmer an Vorstellungsgesprächen auf beiden Seiten des Tisches mögen das anders sehen. Aber ich will mich nicht wieder aufregen. Das ist nicht gut für meine Haut.