Was macht der frisch verheiratete Mann, wenn die Frau auf dem Trimm-dich-Pfad ist und er endlich mal Zeit hat für Dinge, für die sie kein Verständnis hätte? Er geht selbstverständlich in die Puppenausstellung. Den unlängst eröffneten Shibuya Pop-Culture Market in der mehrteiligen Shibuya-Filiale der Kaufhauskette Parco darf man als enttäuschenden Ramschladen gerne meiden (aber bitte nicht, weil er Popkultur kommerzialisiere – Popkultur ist zur Kommerzialisierung gedacht). Wenn man jedoch schon mal da ist, kann man sich im hauseigenen Museum die hinreißende Ausstellung koreanischer Pullip-Puppen und ihrer japanischen Kleider ansehen.
Da findet sich die Generation Umhängetasche genauso wieder wie die Generation Angeketteter Teddy: Natürlich sind die großen Lolita-Schneidereien wie BABY, THE STARS SHINE BRIGHT vertreten: Allerdings scheint es mir, als ob sich BABY in den letzten Kollektionen nur noch auf den großen Verdiensten der Vergangenheit und dem großen Namen ausruht. Ich bin mir zunehmend unsicherer, ob ich überhaupt noch ein BABY-Mann sein möchte. Besser gefallen mir da die gedeckteren und doch vielfarbigeren Designs von Juliette et Justine: Niemals aus der Mode kommt wohl der Steampunk-Look: Mir persönlich gefällt er besser mit etwas mehr Gesicht, diese Puppen haben schließlich jede Menge davon: Wer authentischen Punk ohne Steam sucht, in authentischer Besoffen-auf-dem-Boden-Pose inklusive Flachmann, wird ebenfalls bedient: Ach ja: Falls meine Frau Sie fragt, wo ich gewesen bin: Ich war im Kino und habe irgendwas mit Fast und Furious geguckt und hinterher ein Steak gegrillt. Bitte versuchen Sie nicht, mir nachzulaufen, die Ausstellung ist längst vorbei. Suchen Sie sich Ihre eigene Puppenausstellung. Ich blogge aus gegebenen Anlässen (siehe Seitenanfang) mit großer Zeitverschiebung. Wo ich schon mal da bin: Diese Bücher habe ich zuletzt anderswo besprochen: Keigo Higashino: Verdächtige Geliebte Nora Luttmer: Schwarze Schiffe Chris Pavone: Die Frau, die niemand kannte Mo Yan: Frösche