Gestern erwischte ich meine Tochter, wie sie auf dem Klo Philip Roth las. Sie las nicht direkt eines seiner Werke, sondern nur den Namen von dem Buch ab, das irgendjemand dort hatte liegen lassen: „Philip Roth.“
Ich erklärte: „So heißt der, der das Buch geschrieben hat. Ist aber schon tot.“ Hana freute sich: „Dann ist er jetzt ein Gespenst! Oder ein Engel!“ „Möglich.“ Beim Spirituellem haben wir noch keinen besseren Erziehungsansatz gefunden als die ‚Nichts Genaues weiß man nicht‘-Methode. Doch damit gab sie sich nicht zufrieden. „Was denn? Gespenst oder Engel?“ „Hm … Philip Roth … Engel … schwer zu sagen … die einen sagen so, die anderen so.“ „Vielleicht ist er … ein Apfel!“ Hier ‚in Asien‘ ist man mit der Reinkarnationslehre immer schnell bei der Hand. „Kann sein.“ „Oder … Papas Brille!“ „Das wird es sein! Jetzt aber Hände waschen, Zähne putzen und ab ins Bett.“ Philip Roth wurde also als meine Brille wiedergeboren. Ohne nun direkt den Kassenbon und die Nachrufe zu überprüfen, würde ich sagen: Kommt zeitlich ungefähr hin. Womöglich kann ich das bei den nächsten Verlagsgesprächen und Vertragsverhandlungen als Unique Selling Point nutzen. Nächste Folge: Robert De Niro.