Who put the H in daijoubu?

Es geht in der Welt weitaus Gewichtigeres schief, aber es ist mir dennoch ein Anliegen: Womöglich haben Sie meinen Essay Das Lächeln hinterm Mundschutz im Japan-Extraheft gelesen, das der Ausgabe 11/12 des Focus beilag, und sich gewundert, dass der Begriff ‚daijoubu‘ darin durchgehend mit einem Fantasie-H zu ‚dahijoubu‘ gemacht wird. Nicht? Ach so. Ich hab mich schon gewundert. Man soll nicht mit dem Finger auf Menschen zeigen, deshalb halte ich meine Handflächen nur abwehrend vor den Körper und sage mit Shaggy: It wasn’t me! In meinem Originalmanuskript findet sich nur die korrekte romanische Schreibweise.

Aber ist in Ordnung.

An anderer Stelle gibt es ein paar neue Filmbesprechungen:

Bad Blood – Fight Without Mercy

City of Life and Death

I Saw the Devil

Kite – Angel of Revenge

Voyage of the Rock Aliens

Aktualisierung 23. 4.: auch das noch

Barfuß durch die Hölle

Crossfire

Fighting Beat 2

Higanjima – Insel der Vampire

Ip Man Zero

Macabre

Japan jetzt erst recht: Ohne mich geht mein Yen nirgendwo hin (oder: Ich hab noch Guthaben auf meiner Pasmo)

Seit meiner letzten Rückkehr aus Japan im Dezember habe ich 9000 Yen in meinem Portemonnaie. Ich hatte sie zunächst aus reiner Zerstreutheit nicht zurückgetauscht, später dachte ich mir: Ich lass die jetzt so, das nächste Mal kommt bestimmt.

Und das tut es auch. Jetzt erst recht. Lieber morgen als übermorgen, wenn es nach mir ginge. Japan ist stärker als die Katastrophe. Das Beste, was mir im Leben widerfahren ist, ist mir in Japan widerfahren, und das Beste davon in Tokio. Ich bin viel zu selbstsüchtig, um dieses Kapitel abzuschließen, und viel zu bequem, mir eine neue Passion zu suchen. Ich bin noch nicht fertig mit Japan und den Japanern, und ganz bestimmt nicht mit Tokio. Das ist das, woran ich jedes Mal denke, wenn ich jetzt irgendwo zur Kasse gebeten werde und die Yen in meiner Brieftasche sehe. Die bleiben da, wo sie sind, bis ich sie in ihrer natürlichen Umgebung aussetzen kann, wo sie mit anderen ihrer Art spielen und sich vermehren können.

Wo werde ich sie auf den Kopf hauen? Ich muss nicht lange nach Möglichkeiten suchen. Wie jeder Mensch (oder Mann?) räume ich in meinem Portemonnaie nur alle drei Schaltjahre auf, und so finde ich dort bei jeder Fahrkartenkontrolle durch den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund als erstes meine japanische Tower-Records-Treuekarte.

Ich werde meinen Treueeid auf jeden Fall vor dem vorläufigen Verfallsdatum Ende des Jahres erneuern.

Oder verprasse ich die Yen doch lieber beim Schnick-Schnack-Schnuck mit fremden Mädchen, obwohl das seinerzeit als einmaliges Experiment gedacht war?

Gerne würde ich auch noch ein paar Hemden zu der sympathischen Dame in Sangenjaya bringen, an die ich das Waschen und Bügeln outgesourcet hatte, als ich in der Gegend wohnte. Es ist nicht so, dass ich unbedingt meine Reinigungsrabattstempelkarte vollbekommen müsste. Wichtiger wäre mir die Gewissheit, dass es der Dame und ihrem angenehm duftenden Geschäft gut geht.

Den vorvergangenen Freitag verbrachte ich verpackt in die Watte aus Schock und egoistischer Erleichterung, dass mein unmittelbarer Freundes- und Bekanntenkreis mit ein paar heruntergefallenen Bildern und zerbrochenen Spiegeln davongekommen war. Inzwischen hat freilich die Erkenntnis eingesetzt, dass der Schrecken noch nicht vorbei ist, und dass auch jenseits des eigenen Tellerrandes Menschen (hoffentlich) leben.

Viele, sehr viele solcher Menschen überholten mich regelmäßig, wenn ich dauerlaufend meine Runden um den Kaiserpalast in Tokio zog. Den einen oder anderen Menschen überholte ich selbst, aber viele waren es nicht, und vielleicht waren das doch eher Spaziergänger als Jogger. Wie dem auch sei, ich hoffe, dass wir uns noch häufiger überholen und überholen lassen werden. Nicht umsonst habe ich immer meine Besucherkarte der Runsta (Runner Station) nahe des Palastes dabei, wo man sich umziehen, duschen und widerliche Promo-Getränke hinter die Binde kippen kann. Die Stempelei wird weitergehen. Bis ich meinen Gratis-Besuch zusammenhabe.

Da habe ich mir ja viel vorgenommen. Und wie komme ich da überall hin? Kein Problem, es ist noch Geld auf meiner Pasmo-Geldkarte für Bus und Bahn und mehr. Das lasse ich nicht verkommen, so bin ich nicht erzogen.

Wo es hier um Dinge geht, die weitaus mehr Wert haben als ihren materiellen, fällt mir abschließend noch diese Episode ein: Gestern lief mir ganz plötzlich und ganz schlimm auf offener Straße die Nase. Ich durchtastete alle Taschen meiner Kleider, aber ich hatte keine Taschentücher hineingesteckt. Es war auch kein Laden in der Nähe, und kein Gegenstand, der sich zweckentfremden ließe. In lauter Verzweiflung warf ich einen Blick in meine Herrenhandtasche, obwohl ich wusste, dass der vergeblich sein muss, denn ich bringe darin niemals Taschentücher unter. Eigentlich. Aber uneigentlich fand ich:

Eine japanische Freundin hatte sie mir vor ein paar Wochen als Ironie-Omiyage dagelassen, als sie auf Deutschlanddurchreise war. Sie hatte gesagt: „Das sind die besten Taschentücher der Welt!“

Und das sind sie auch.

P.S. und ähem: Es sind noch Bücher da

Ich will nicht angeben, aber dieser Blog hat viele Leser, ich prüfe das. Die sind nur etwas schüchtern. Das ist überhaupt nicht schlimm, ich finde das attraktiv. Dennoch sollten Sie über Ihren Schatten springen, und sich den Beitrag, der gleich hinter diesem kommt, zu Gemüte führen und entsprechend handeln. Das eine oder andere Buch ist noch da. Vielen Dank an dieser Stelle denen, die schon mitgemacht haben. Waren alles Mädchen Damen, hihihi. Was ist los, Männer?

Geld gespendet, Buch geschenkt

Hier liegen noch 16 unangetastete Exemplare der vergriffenen ersten Auflage der Gebrauchsanweisung für Japan herum. Solange dieser Vorrat reicht, bekommt jeder eine handdekorierte Ausgabe geschenkt, der den Ladenpreis von 14,95 Euro oder mehr einer seriösen Organisation spendet, die Opfern von Naturkatastrophen in aller Welt hilft, zum Beispiel dem Deutschen Roten Kreuz. Die Spende muss nicht explizit für die Erdbeben- und Tsunami-Opfer in Japan sein, zumal momentan noch unklar ist, ob Japan internationale Hilfe anfordern wird. Wenn die Bücher weg sind, sind sie weg. Aber Ihre Spende bereuen Sie hoffentlich trotzdem nicht. Bitte schicken Sie einen Beleg für die Spende (z. B. einen Scan der Quittung oder einen aussagekräftigen Auszug aus der Bestätigungsmail der bedachten Organisation) und Ihre Postanschrift an chef@shakira-kurosawa.com.

Bitte erwarten Sie keinen Expressversand, ich muss noch neue Sticker kaufen. Auf Wunsch signiere ich Ihr Exemplar, aber ich möchte mich nicht aufdrängen.

Und wenn Sie gar kein Buch wollen, spenden Sie bitte trotzdem.

Hier spricht Doktor Horror!

Im Licht der jüngsten Ereignisse habe ich den Entschluss gefasst, meinen abgelegten Doktortitel bis auf Weiteres wieder zu führen. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens seit dem Abendbrot.

Ist mir nämlich jetzt erst eingefallen: Ich brauch mir gar keinen Titel zu kaufen, ich hatte mir ja schon mal selbst einen ausgedacht! Bevor ich mit diesem seriösen und einflussreichen Polit-Blog begann, führte ich einen anderen Blog namens Doktor Horror, eine recht monothematische Angelegenheit zu meinem liebsten Steckenpferd, der Horrorunterhaltung, der zweitschönsten Nebensache der Welt nach Waldmeisterbrause. Wegen Burnout und Launenhaftigkeit legte ich den Titel eines Tages ab und löschte den Blog. Mir war auch das alberne Profilbild inzwischen ein wenig peinlich:

Sowas würde ich heute nicht mehr ins Internet stellen. Ich laufe auch nicht mehr so rum, denn ich will mich integrationsfähig zeigen und die Leitkultur nicht gefährden.

Aber meinen völlig aus der Luft gegriffenen Doktortitel, den führe ich jetzt gerne wieder. Denn ich habe gelernt: Berufliche Konsequenzen hin oder her – die breite Masse liebt Scharlatane und Betrüger. Warm werden sie umarmt und bepustet, wo es weh tut. Ins Ohr wird ihnen gesäuselt, dass gar nicht sie die Verbrecher sind, sondern all die anderen, die Intellelle … die Interle … die Inta … diese Oberschlaumeier!, die immer zwanghaft in jedem Verbrechen gleich ein Verbrechen sehen müssen. Ich habe mal durchgezählt: Die breite Masse, das sind ganz schön viele! Millionen! Ich möchte auch von Millionen umarmt, getröstet und verstanden werden, wenn ich mal beim Lügen und Betrügen erwischt werde.

Die Wiederannahme meines Doktortitels ist mit meiner Doktormutter abgesprochen (wir haben uns im Internet kennengelernt).

Bevor Sie mutmaßen: Ja, ich bin auf Droge! Auf einer Droge namens Doktor Horror! Ahahaha!

(Zu viel? Falls Sie sich nun Sorgen machen oder sowas auch haben wollen: Es gibt gar keine Droge namens Doktor Horror, das war nur eine clevere popkulturelle Anspielung, wie wir Blogger sie gerne innerhalb der Blogosphäre machen. Gäbe es diese Droge aber, dürfte nur ich sie nehmen, denn bei Ihnen würde sie zu ähnlich starken Nebenwirkungen führen wie die Droge namens Charlie Sheen. Denken Sie auch an Ihre Kinder.)

Bonus-Feature: Making of Doktor Horror

In einem Koffer auf einem Dachboden in Argentinien wurde noch ein altes, verworfenes Konzept zur Doktor-Horror-Alter-Ego-Visualisierung gefunden:

Da hatte ich mir gedacht: Kann ja keiner erkennen! Hatte ich auch recht gehabt.

Zwei Schweineartikel, die ich zum Glück nicht geschrieben habe (und weitere Schweinereien)

Selbstverständlich habe ich ein iPig gekauft, Sie ja hoffentlich auch.

Es hat einen guten Klang und ist kleidsam für jeden Raum. Seit Wochen will ich meine Freude mit der Welt teilen, doch fehlen mir die Worte. Zwei halbgare Fragmente warteten Internet-Ewigkeiten im Entwurfslimbo, bis ich mir eingestehen musste, dass ich am Schwein gescheitert bin. Unser Verhältnis bleibt ungetrübt, wir werden weiterhin wunderschöne Stunden miteinander verbringen, das kleine Ferkel und ich, aber wir werden sie für uns behalten. So wie diese beiden Artikel, die nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden:

1. verworfener Schweineartikel: 10 Dinge, die man zu seinem iPig sagen kann

Es gibt im Deutschen unglaublich viele Redewendungen und Verbalinjurien um Schweine, Säue und Ferkel, eine lustiger als die andere. Aber wenn man davon wirklich etwas Sinnvolles zu seinem Musikschwein sagen möchte, bleiben mal gerade drei übrig:

  • „Komm raus, du Sau!“ (bei Erhalt der Ware)
  • „Ich glaub, mein Schwein pfeift!“ (bei Bedienungsfehler oder Bobby McFerrin)
  • „Das ist doch Schweinerock!“ (Led Zeppelin u.ä., hab ich aber nicht)

Zugegeben, ich bin schon auf 10 gekommen, aber darunter ist wenig mit direktem Schwein- und Musikbezug, und viel verzweifelt Sinnloses, wie: „Es gibt Schweinelachs!“, oder: „Hic porci cocti ambulant!“ Damit macht man dem Tier nur Angst.

2. verworfener Schweineartikel: Das total süße, schielende Schweinchen (Internet-Kult!) sagt die Oscar-Gewinner voraus

Pustekuchen! Gar nichts hat das Schwein gesagt! Und ich bin in dieser Angelegenheit viel zu leidenschaftslos, um Ihnen hintenrum durchs Schwein eigene Prognosen oder Wünsche unterzujubeln. Das hat das Schwein nicht verdient, und Sie auch nicht. Ich habe keinen Favoriten. Ich werde sogar zum ersten Mal seit Jahren gut gelaunt früh zu Bett gehen anstatt mürrisch aufzubleiben. Nein, es hat nichts damit zu tun, dass der famose offizielle Vorschlag der japanischen Delegation gar nicht erst für den Fremdsprachenoscar nominiert wurde. Oder dass mein Favorit für den Englischoscar, den ich ja gar nicht habe, genau genommen bloß ein Abklatsch eines japanischen Films ist.

Abklatsch ist ja auch nicht mehr schlimm. Kein Schwein muss um sein Amt fürchten, wenn es etwas abklatscht oder abklatschen lässt. Nationaler Skandal ist das nur, wenn es ein minderjähriges Mädchen in einem ausgedachten Roman tut. Wenn es erwachsene Männer in wissenschaftlichen Arbeiten und Lebensläufen tun, zum Beispiel, ist es halb so wild.

Bei diesem hypothetischen Thema fällt mir ein, dass mir vor ein paar Jahren auch einmal das Angebot gemacht wurde, gegen eine Unkostenbeteiligung meinen versäumten Universitätsabschluss nachzumachen ohne etwas zu machen. Für einen geringen Aufpreis und ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand meinerseits wäre auch ein Doktor-Upgrade drin gewesen. Ich habe damals davon abgesehen, weil ich dem Sicherheitszertifikat der Website hinsichtlich der Übertragung meiner Kontodaten nicht genügend vertraute, und weil ich fürchtete, es könnte berufliche Konsequenzen haben, wenn die Chose auffliegt. Letzteres war freilich blauäugig.

Sumo spült sich runter, Washlet seit 30 Jahren obenauf

Die Nachrichtenlage in Japan bleibt angespannt: Seit dieser Woche steht fest, dass an Sumo gar nichts mehr gut ist. Dass im fetten Stil betrogen wird, erzählen Täter zwar schon seit rund 40 Jahren, und das „Hey Kids, Mathe ist cool!“-Buch Freakonomics hatte bereits 2005 vorgerechnet, dass Sumo rein rechnerisch ohne Beschiss nicht möglich ist. In Japan gilt etwas aber erst als rechtskräftig, wenn man es auf dem Handy lesen kann. Nachdem nun auf Mobiltelefonen E-Mails gefunden wurden, die belegen, dass Siege und Niederlagen und entsprechende Geldbeträge regelmäßig in aller Seelenruhe vor den Kämpfen verbindlich besprochen wurden, ist die Wut, Trauer und Betroffenheit groß. Ob das Fernsehen Sumo weiterhin zeigen kann, oder ob sowas überhaupt noch stattfinden sollte, wird hitzig diskutiert. Leider kann man nicht mal die nicht integrationswilligen Gastathleten aus dem Ostblock (von Japan aus: Westblock) verantwortlich dafür machen, dass Sumo sich abschafft, obwohl die doch sonst für jeden Skandal rangenommen werden. Die drei bislang eindeutig überführten Mauschler und Drahtzieher sind gebürtige Japaner, zum Beispiel Chiyohakuhō Daiki, der deshalb namentlich genannt wird, weil man von ihm am leichtesten an Bilder kommt.

Ob es über kurz oder lang wirklich so ein dickes Ding ist, wird sich zeigen. Da Sportwetten in Japan ohnehin gegen das Gesetz sind, gibt es gegen Absprachen erst gar keines. Die Empörung ist also rein moralisch, juristisch ist das ganze eine Nullnummer. Gemüter kühlen sich meist schneller, als man gucken kann. Schon jetzt weisen Kommentatoren darauf hin, dass nicht alle Absprachen schnöde monetäre Beweggründe haben, sondern auch als soziales Netz verwendet werden, um alternde und schwächelnde Ringer etwas länger in der privilegierten Sumo-Welt zu halten.

Wie auch immer es ausgeht: Andere japanische Traditionen leben ganz sicher weiter. Das Washlet, diese wunderbare Mischung aus Toilette und Intimspülmaschine, feiert dieser Tage 30. Geburtstag und bleibt eine einzige Erfolgsgeschichte. 70% aller japanischen Haushalte mögen nicht drauf verzichten, allein Erfinderfirma Toho hat weltweit (also asienweit) 30 Millionen Exemplare losgeschlagen. Das Verkaufsargument zur Produkteinführung gilt immer noch: Hände wischt man ja auch nicht nur mit Papier ab, wenn sie schmutzig sind.

Bonus-Nachricht, weil ich Sie nicht ohne Hello-Kitty-Geschichte ins Bett schicken möchte: In Saitama wurde ein 36-jähriger Einbrecher gefasst, weil er Hello-Kitty-Sandalen trug, die per Schuhabdruck einem Tatort zugeordnet werden konnten. Da hatte der Mann aber Glück. Ich habe gesucht und gesucht, aber nie Hello-Kitty-Sandalen in meiner Größe gefunden (tsching-bum).

Die Nachrichten: Jetzt schon an Weihnachten denken

Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt. Falls Sie immer noch nicht wissen, was Sie Ihren Lieben dann unter den Baum legen, fällt mir etwas ein: Als im Frühjahr letzten Jahres die zweite Auflage meines Buches Gebrauchsanweisung für Japan erschien, kam mir das zeitlich so ungelegen, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, an dieser Stelle angemessen damit zu prahlen. Das möchte ich nun gerne anlässlich der dritten Auflage nachholen, die in diesem Monat in die Welt entlassen wird. Das Buch sieht aus wie immer, wurde aber innendrin, wie auch schon in der zweiten Auflage, stellenweise verfeinert. Der Yen wurde aufgewertet, Japan als Wirtschaftsmacht dennoch herabgestuft, die Welt hat jetzt einen Plattenladen und The Brilliant Green ein Mitglied weniger.

Weitere Nachrichten für Sie im Überblick: Beim Manifest gibt es eine neue Filmbesprechung von mir, nämlich Ip Man 2. Kostenlos, aber nicht umsonst. Weitere Trachten Prügel in Vorbereitung.

Aktualisierung 27. 2.

Außerdem aktuell geprüft und bewertet:

Dream Home

King of Thorn

Ong Bak 3

The Resident

Hello Kaninchen

Sie erinnern sich noch an meinen Kaninchen-Kalender, den ich Ihnen neulich gezeigt habe (letzte Abbildung, nach dem Politik-Teil)? Manchmal habe ich eine lange Leitung. Selbstverständlich ist es hochgradig sinnvoll, auf einen Kalender für das Jahr 2011 „Kaninchen“ zu schreiben, meinetwegen auch in crazy kleinschreibung. Es ist schließlich das Jahr des Hasen. Soweit hatte ich gar nicht gedacht.

Wo wir bei niedlichen Tieren sind, muss ich noch schnell die schönsten Erinnerungsfotos meiner kürzlichen Meditationsreise zu den altehrwürdigen Berg-, Wald- und Seenlandschaften in und um Hakone zeigen:

Seilbahn-Begrüßungs-Kitty:

Kunstschnitzerei-Kitty:

Und natürlich Schwarze-Eier-Kitty:

Die schwarzen Eier von Hakone werden eine Stunde in Schwefelquellen gekocht, bis sie schwarz sind und stinken. Schmecken aber ganz normal. Katzen haben am allgegenwärtigen Schwefelgestank nichts auszusetzen. Hauptsache warm, finden sie:

Weihnachten für Profis

Falls es in Ihrer Fernsehzeitung nicht steht: Es ist Weihnachten! Das coolste Fest der Welt! Darum will ich heute gar nicht viele Worte machen, ich bin schon viel zu aufgeregt, es gibt Aal. Nur ein paar besinnliche saisonale Eindrücke aus Tokio, der weihnachtlichsten Stadt der Welt.

Im gediegenen Einkaufs-, Büro-, Gastronomie- und Kulturzentrum Roppongi Hills gibt es einen Weihnachtsmarkt wie bei Muttern im Garten:

Hier hat es alles, was die Weisen aus dem Morgenland dem Jesukindlein an die Krippe brachten:

Im noch gediegeneren Einkaufs-, Büro-, Gastronomie- und Kulturzentrum Tokyo Midtown, also zwei Ecken weiter, wird viel Licht angeknipst, wenn es dunkel ist:

Die blauen Lichter fliegen bisweilen wild durch die Gegend, vielleicht wäre ein Video das bessere Medium, aber so neumodisch bin ich nicht.

Ebisu ist die entspannte Flaniergegend für die Ü30-Flanierer wie Sie und ich, die zu gebrechlich sind für Shibuya und sich mit wechselndem Erfolg einreden, dass sie Shibuya sowieso total doof finden:

Und als der Stern über Betlehem seine Position erreicht hatte, da sang für alle AKB48, die Guinness-geprüft meiste Band der Welt: [Ach, das Video, schon wieder wurde es entfernt. Mir fehlt die Kraft, erneut ein anderes Exemplar zu suchen, nur um es mir dann doch wieder entreißen zu lassen. Ich lasse es jetzt schwarz, als Mahnmal: Kinder, Videopiraterie lohnt sich nicht, man hat nur Ärger.] [Mich laust der Affe, jetzt sehe ich es wieder! Aber ich hab nichts gemacht, ehrlich. Bitte entscheiden Sie fortan selbst, ob das Video da ist oder nicht. Höhere Mächte scheinen im Spiel.]

Und sie brachten mit sich den offiziellen AKB48-Weihnachtskuchen:

Fischstäbchen aus dem Weltall

Männer und Frauen müssen manchmal Kompromisse eingehen. Etwa im Kino, wenn sie partout nicht Paranormal Activity: Tokyo Night sehen mag, und er sich nicht für Knight and Day erwärmen kann. Dann ist beiden am besten gedient mit einem Film, der beide nicht die Bohne interessiert, zum Beispiel Space Battleship Yamato. Eine hoch emotionale Angelegenheit für Millionen von Menschen, denen die zugrundeliegende Zeichentrickserie (int.: Star Blazers) eine wohligwarme Kindheitserinnerung ist. Meine Kino- und Lebensbegleitung und ich gehören nicht zu diesen Menschen, aber die günstige Anfangszeit des Films hat uns restlos überzeugt.

Die Yamato ist ein Raumschiff im Wortsinne, soll heißen, es sieht wirklich aus wie ein Schiff, bloß dass es durchs Weltall schippert. Da ist es nur angemessen, dass der Kapitän aussieht wie ein alter Seebär, gespielt von dem lustigen Alten aus Nokan – Die Kunst des Ausklangs. Der liegt aber die meiste Zeit krank im Bett. Die Rettung der Erde vom Weltraum aus liegt in der Hand eines gut geföhnten jungen Hitzkopfes, der wie jeder Held in jedem japanischen Unterhaltungsfilm von einem Mitglied der Herrenband SMAP gespielt wird.

Jeder erlebt die Magie, die Space Battleship Yamato ist, auf seine eigene Art und Weise. Meine Begleitung berichtete hinterher, der Herr mittleren Alters links neben ihr (nicht zu verwechseln mit mir) habe über weite Strecken des Films hemmungslos geweint. Die beiden Mädchen rechts von mir hingegen mussten nur häufiger mal auf die Toilette. Oder Textnachrichten verschicken, oder was man sonst so in diesem Alter dringend zu zweit tun muss. Ich selbst blieb ungerührt an Ort und Stelle, vor allem auch, weil ich den ewigen Kampf gegen den Schlaf hier und da vorübergehend verlor. Nicht ausschließlich eine Frage des Films, auch eine des Lifestyles. Aber der Film war keine große Hilfe. Auch nicht die Blicke meiner Begleitung, die anzudeuten schienen, dass das alles meine Schuld sei. Dabei war Space Battleship Yamato ungelogen ihr Kompromissvorschlag, den ich lediglich abgenickt hatte.

Weil ich auf dem japanischen Ohr manchmal ein wenig taub bin, fragte sie nach dem Film: „Hast du denn auch alles verstanden?“

Ich sagte: „Also, diesen Film versteht nun wirklich jeder, der schon mal einen Science-Fiction-Film gesehen hat. Auch ganz ohne Ton.“

„A so. Deshalb hab ich ihn vermutlich kein Stück verstanden.“

Nach allem, was man so hört, ist Space Battleship Yamato bzw. Star Blazers vor allem wegen seiner faschistoiden männerbündischen Rituale und klaren militärischen Hierarchien so beliebt. Fans nah und fern seien beruhigt, all das hat den Real-Relaunch überlebt. Auch im modernen Kinofilm gibt es sie, die zackigen Begrüßungen, die schnieken Uniformen und den ekligen Gruppenmief herrlichen Teamgeist. Geändert hat sich allenfalls, dass inzwischen auch die Mädchen richtig mitmachen dürfen, wenn Außerirdische abgeknallt werden. Wenn es um das finale Opfer zum Wohle von Mutter Erde geht, ist das aber doch alleine Männersache, denn die Frauen werden noch zum Gebären gebraucht, sie müssen vor der Selbstmordmission also schnell in Sicherheit gebracht werden.

Wer bei so viel Romantik zum Schluss noch immer keinen Kloß oder sonstwas im Hals hat, der bekommt noch eine heisere Power-Ballade um die Ohren gedonnert, die den Rest erledigt. Ich dachte gleich: Oh je, wieder so eine schäbige J-Rock-Band, die mit abgedroschenen Phrasen in schlecht gereimtem Englisch versucht, wie Aerosmith zu klingen. Hatte ich mich aber geirrt, und ich entschuldige mich in aller Form bei allen schäbigen J-Rock-Bands. Der Song im Film stellte sich als written and performed by Steven Tyler heraus.

Noch besser: